Rock ! (Teil 1)

Diverses 3. Dezember 2024

It’s Only Rock’n’Roll   But We Like It ! – Side A

Im Januar 2023, im Anschluss an den Zyklus POP!, hatten wir versprochen, im darauffolgenden Jahr ein ausgesprochen rockiges Programm zu gestalten. Wir wollten die Wiedereröffnung des Capitols mit seinen neuen Leinwänden und dem neuen Soundsystem abwarten, um Ihnen die – hoffentlich ersehnte – Fortsetzung dieses musikalischen Kinoerlebnisses zu bieten.

1955 sang Bill Haley in Blackboard Jungle «One, two three o'clock, four o'clock, rock». Hier fing alles an. Der Rock'n'Roll begleitete einen tiefgreifenden sozialen Wandel, die Geburt einer neuen gesellschaftlichen Figur, des Teenagers, und das schrittweise Aufkommen einer Massenkultur. Die Nachkriegsjugend auf der Suche nach einer neuen Sprache, einer anderen Bildwelt, einer anderen Musik und ihren eigenen Codes erkannte sich schnell in den Gesichtern, Haltungen und Looks von Marlon Brando oder James Dean und im rebellischen und frenetischen Rock von Little Richard, Jerry Lee Lewis (Great Balls of Fire!), Chuck Berry, Gene Vincent und Elvis Presley (Jailhouse Rock). Das Kino eignete sich diese Bewegung an, dokumentierte und beeinflusste sie, indem es den Rock'n'Roll als Resonanzboden nutzte.

Ende der 1950er-Jahre schien der Rock abgeklärter und zahmer zu werden: Der Pop stand vor der Tür. Zwar verkörperten die Beatles die Pop-Bewegung und das Swinging London dank der Filme von Richard Lester vollumfänglich, gleichzeitig trugen sie aber dazu bei, den fantasievollen, aufgeregten und schelmischen Geist des Rock'n'Roll fortzusetzen. Als die «Rivalen» Rolling Stones zu ihren Rhythm- and Blues-Wurzeln zurückfanden, kam auch ihnen ein Teil der Filmgeschichte zu (One + One – Sympathy For The Devil).

Rock und Pop sind in Opposition, beeinflussen sich, kreuzen sich und verwandeln sich in hybride Subgenres in einer ständigen Wiedergeburt bis in unsere Tage. Das Kino, das diese Entwicklung begleitet und illustriert, drückt sich ebenfalls durch unterschiedliche und variable Formen aus, die zwischen Dokumentar- und Spielfilm verschiedene sich überschneidende Genres bilden und kombinieren: Teen Movies (American Graffiti), Road Movies (Easy Rider), Coming-of-Age-Filme (Almost Famous), Biopics (The Doors), Musicals (The Rocky Horror Picture Show, Rock of Ages), Rock-Opern (Tommy), Genrefilme (Crazy Thunder Road) und gefilmte Konzerte (Purple Rain).

Einige dieser Filme sind auch dank der Begleitmusik ins individuelle und kollektive Gedächtnis eingegangen. «Born to Be Wild» wird unweigerlich mit Easy Rider assoziiert. Aufbruch symbolisierende Filme wie American Graffiti oder Easy Rider, die aus der Perspektive von Jugendlichen und von Figuren, die die Gegenkultur verkörpern, gedreht wurden, geben die Haltung und den Geist des Rock wieder. Denselben Geist finden wir auch in Filmen, die scheinbar weit weg vom Rock sind (Marie-Antoinette).

Der Cinémathèque suisse liegt der analoge Film sehr am Herzen. Wir möchten die 35-mm-Kopien, die wir in diesem Programm noch zeigen können, sowie die Vinylplatten für einen nuancenreichen Rocksound würdigen.

Ein zweiter Teil – Side B – ist unverzichtbar …

Chicca Bergonzi

Prince dans Purple Rain d'Albert Magnoli (1984)