Mit grosser Trauer hat die Cinémathèque suisse erfahren, dass der Toningenieur – oder besser: das Ton-«Genie» François Musy am 22. November im Alter von 68 Jahren verstorben ist. Sie spricht seiner Familie ihr tiefes Mitgefühl aus.
François Musy, 1955 in Genf geboren und wohnhaft in Rolle, hat einen grossen Teil seines Archivs, ein wahres akustisches Erbe des Schweizer Films – und weit darüber hinaus – in der Cinémathèque suisse hinterlegt. Als grosser Meister des Tons arbeitete er an mehr als 200 Filmen mit und durchlief eine brillante und aussergewöhnliche internationale Karriere als Tonmeister, Sound Editor, Sound Mixer und Sound Designer. Sein Misch- und Tonstudio in Rolle war seit den 1980er-Jahren eine unumgängliche Destination unzähliger Filmschaffender.
Dank der Qualität seiner Arbeit und seinem guten Ruf kooperierte er regelmässig mit denselben Cineasten, allen voran mit Jean-Luc Godard, mit dem er ab 1981 für Passion zu arbeiten begann, aber auch mit Francis Reusser, Philippe Garrel, Xavier Giannoli, Silvio Soldini, Jacob Berger und Benoît Mariage. Ferner mit Maurice Pialat, Jean-Jacques Annaud, Anne-Marie Miéville, Cédric Kahn, Leos Carax, Claire Simon, Benoît Jacquot, Christoph Schaub, Cristi Puiu, Lionel Baier, Barbet Schroeder, Fulvio Bernasconi, François Kohler, Elie Grappe, Delphine Gleize, Sabine Boss, Jean-François Amiguet, um nur einige zu nennen. Zu seinen letzten Arbeiten gehörten die beiden neuesten Filme von Delphine Lehericey, Le Milieu de l’horizon (2020) und Last Dance (2022) und Xavier Giannolis Historiendrama Illusions perdues (2021), das ihm eine César-Nomination einbrachte.
François Musy wurde mehrfach ausgezeichnet und erhielt unter anderem zwei Preise in Venedig für Prénom: Carmen von Jean-Luc Godard (1983) und Via Castellana Bandiera von Emma Dante (2013) sowie zwei Césars in Frankreich mit dem Filmemacher Xavier Giannoli: den ersten 2007 für Quand j’étais chanteur und den zweiten 2016 für Marguerite.
2022 hinterlegte François Musy Film- und Tonmaterial sowie Geräte, administrative Dossiers und Drehbücher in der Cinémathèque suisse. Der ihm gewidmete Fonds wurde im August 2023 durch eine Schenkung ergänzt, die Plakate und weitere Geräte mit den dazugehörenden Dokumenten umfasst. Vor Kurzem hatten wir noch mit ihm über die Möglichkeit gesprochen, einige unserer Tonrestaurierungsarbeiten mit ihm durchzuführen und freuten uns, ihn bald in unseren Räumlichkeiten begrüssen zu dürfen.
Frédéric Maire