Sein Tod am 17. November, mitten in der zweiten Pandemiewelle, ist im Schatten geblieben. Und dies, obwohl uns eine wichtige Figur des Schweizer Films – und des Films in der Schweiz – im Alter von 83 Jahren verlassen hat: der Waadtländer Bruno Edera. Er wurde am 3. November 1937 in Sainte-Croix geboren, interessierte sich schon sehr jung für den Animationsfilm, realisierte seine ersten Filme im Alter von 14 Jahren und gründete als 18-Jähriger den Filmklub Panorama. Noch immer in Sainte-Croix arbeitete er in der Fabrik Paillard-Bolex als technischer Zeichner von Präzisionsmaschinen – insbesondere auch Kameras. Doch seine Leidenschaft nahm rasch überhand.
1967 kam er zum Westschweizer Fernsehen und wurde dort bald zum Leiter der neuen Abteilung Animation ernannt. Als regelmässiger Besucher der internationalen Festivals, darunter auch Annecy (als Mitarbeiter), Zagreb und Ottawa, konnte er im Fernsehen ein beachtenswertes Programm mit schweizerischen und ausländischen kurzen Animationsfilmen aufbauen, beispielsweise im Rahmen der Sendungen «Sauce cartoon» und «A comme animation». Ausserdem trug er dazu bei, die Produktionsförderung für lokale Filmschaffende innerhalb der TSR zu entwickeln und verhalf damit dem Schweizer Animationsfilm auf internationaler Ebene zu Anerkennung.
Ende der 1960er-Jahre gründete er in seiner Küche, in Zusammenarbeit mit dem Filmschaffenden Nag Ansorge und dem Direktor der Cinémathèque suisse, Freddy Buache, die Schweizer Trickfilmgruppe (GSFA), deren 50. Geburtstag wir am 21. Februar 2019 gefeiert haben. Der Autor zahlreicher Artikel und Bücher über den Animationsfilm (aber nicht nur), darunter Full length animated feature films (1977) (in Zusammenarbeit mit Roy Disney), Histoire du cinéma suisse d’animation (1978) und Le cinéma d’animation africain (1993) erhielt 1988 den Prix Raoul Servais für sein Gesamtwerk. Seine Begeisterung, seine Energie und seine Freundlichkeit – wie auch sein Wissen und seine Qualitäten als Historiker – haben zweifellos dazu beigetragen, dass «unser» Animationsfilm in der internationalen Szene ein gutes Renommée hat.
Bruno Edera hat sein beeindruckendes Archiv in der Cinémathèque suisse hinterlegt; Einzelheiten dazu gibt es unter caspar.cinematheque.ch/bruno-edera.
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